The David Ryder-Turner Trophy oder Learning to Sail in English
Bilder dazu in der Galerie.
Der schottische Royal Northern and Clyde Yacht Club und der Freundeskreis klassischer Yachten segeln alle paar Jahre im Teamracing-Modus gegeneinander um die David Ryder-Turner Trophy. Über Schnittstellen zwischen Flotte Bodensee und dem Freundeskreis bei den Kressbronner Seglern kam die Regatta dieses Jahr an den Bodensee, ausgetragen auf unseren Folkebooten. Die acht Eigner, die ihre Schiffe zur Verfügung gestellt haben, waren alle sehr gespannt: Teamracing – was ist das? Alles, was bis dahin durchgesickert war: die Taktik orientiert sich am Erfolg des Teams ingesamt, „langsam“ kann da auch mal das neue „schnell“ sein…
Freitag Abend: Anreise der Regattaboote, get-together bei leckerem barbecue auf dem schönen Naturstrand-Gelände der Kressbronner Segler, Aufteilung der Regattaboote mit ihren Eignern per Los in zwei Gruppen und sofort die erste Runde Crew-Tetris: teaming up die jeweils 16 Segler der beiden Teams strategically clever with helmsmen and -women der Boote, thereby strengthening die Stärken der zusammen segelnden Crew and möglichst even out their Schwächen. Für die Bootseigner bedeutet das, dass sie gleich solche kniffligen Fragen beantworten sollen wie: „Are you a good sailor?“ Egal, ob auf englisch oder deutsch – was soll man denn sagen, wenn man das gefragt wird…
Frühstück im Clubhaus am Samstag ist um 7.15 Uhr, denn nach dem briefing der Wettfahrtleitung um 8.30 Uhr soll es gleich aufs Wasser gehen. Alles toll geplant – und dann stehen wir vor den unumstößlichen Fakten: Mitten im September ein stabiles Sommerhoch.
Was die Wettfahrtleitung um Jürgen Graf dann draus macht, erinnert mich an das, was vor vielen, vielen Jahren gar nicht so unüblich war, bevor die Ranglistenregatten einheitliche Standards bekamen. Jürgen, very experienced race officer, hat fast sowas wie Zahnweh beim Anblick der sich gegen das Motorbootgewell über die Bahn kämpfenden Schiffe… Schon beim Start zeigt sich the meaning of team racing: An der Linie finden Luvkämpfe statt, which explicitly have the purpose, ein gegnerisches Boot entweder zum Frühstart oder zum Kringeln zu zwingen. Drei Minuten vor dem Start nicht schnell genug nach Luv abgehauen zu sein, bevor der Gegner sich mit dem Want im Großbaum einfädelt, bedeutete eine 360°-Strafe, bei diesen Bedingungen quasi knockout. Für uns Folkebootsegler, die wir ja eher gelernt haben, sich auf die eigene gute Position zu konzentrieren und den schnellsten Weg ins Ziel zu suchen, ist das leicht irritierend: Wenn es schon am Start so zugeht, wie soll das erst an den Leetonnen weitergehen? – Luckily, bei diesem Wetter kann man fast jede Kollision zur Not auch von Hand abwenden.
Zu Mittag geht‘s in den Hafen: Crew-Wechsel, kurz eine Wurst vom Grill genießen und dann wieder auslaufen zur zweiten Runde. Das Motorbootgewell ist inzwischen noch stärker, dafür aber auch die Thermik. Sobald man sinnvoll irgendwo hinsteuern kann, lässt sich auch taktisch ein bisschen was machen: Wir sehen also auf dem downwind Luvkämpfe, that are being fought for the single reason, einem Teamkamerad des Leebootes dazu zu verhelfen, am Pulk vorbeizusegeln und drei Plätze zu gewinnen. Den Gegner in die Abwinde zu nehmen, is a basic tool and to be used whenever chances occur. Rather surprising ist dann aber, wie er Erste im Feld kurz vor der Ziellinie nicht ins Ziel, sondern zurück fährt, um einen gegnerischen Pulk solange am Wenden auf die Ziellinie zu hindern, bis sein Teamkamerad an ihnen vorbei ins Ziel gegangen ist.
Vormittags und nachmittags ein race – das ist am Samstagabend die Bilanz. Not bad, given the circumstances – and the scottish team has won both of them. Rather a frustrating situation for the Freundeskreis.
Abends fahren wir in Fahrgemeinschaften zum Gala-Empfang im Landesleistungszentrum Seemoos. Dresscode: Club-Blazer und Kilt. Und die Schotten kommen tatsächlich im Kilt – very authentic! Beim leckeren Essen, mit der Säntis-Silhouette subtil am Horizont und dem goldenen Abendlicht eines echten Sommertages als Kulissen ist die Stimmung dann nicht annähernd so auf ‚Krawall‘ gebürstet wie tagsüber auf dem Wasser. Wir lernen, wie man sich auf Schottisch zuprostet: Slange! Lernen viel übers Segeln auf dem Gare Loch bei Glasgow, hörten launige Anekdoten über das Clubleben im RNCYC, über die hundertjährigen „Gareloch One Design“-Boote (kurz: GOD‘esses), die damals von wohlhabenden Schotten als Spielzeug für ihre Kinder gekauft wurden und heute als regionale Einheitsklasse gesegelt werden, team racing natürlich. Nach allen Seiten werden Einladungen ausgesprochen: bei der nächsten David Ryder-Turner Trophy auf dem Gareloch dabei zu sein, bei der Classic Week des Freundeskreises nächstes Jahr auf der Ostsee mitzusegeln. Für die Freundschaften, die hier gepflegt werden, ist der Brexit ein etwas ärgerlicher Zwischenfall, but no real obstacle.
Am Sonntag werden die Boote getauscht, damit jedes Team mal die schnellen und die langsamen Schiffe hatte. Erhöhter Schwierigkeitsgrad also für die Bootseigner, die am Tag vorher mit deutschen Crews gesegelt sind. Vor dem Auslaufen gleich mal ein paar Vokabeln gelernt und Grundlagenwissen zum Folkeboot vermittelt: Having the luff and sheets loose enough might win the game on these conditions. And don‘t pull the backstay tight! Wie man den Fockbaum auf dem downwind fährt, erklärt sich zum Glück by itself doing it, hin und wieder muss man nur daran erinnern: jib sheet! Auf dem downwind zu einer gybe gezwungen zu werden von einer gegnerischen Crew who are trying to help their team, but have an interestingly different understanding of what is a proper course can crash die ganze schöne Taktik. Trotzdem, nothing might be lost, because on the next leg, jemand anderes aus dem Team might force den Gegner to take a penalty and schon sind die Würfel neu gemischt. And if you are mit deinem Latein am Ende, you can always shout „Protest!“ Konsequenter Weise erleben wir vormittags ein Aufkommen an roten Flaggen, bei denen mich der Gedanke beschleicht, ob am Ende wirklich noch jeder die einzelnen Situationen, in denen er protestieren will, auseinanderhalten und in der Verhandlung klar schildern kann. Die Segler erkennen die Komik dieser Situation bereits selbst, wie sich an den Gesprächen beim Mittagssnack offenbart. A propos Mittagssnack: Unser Sponsor Stefan Züst vom Freundeskreis hat der Veranstaltung ihre ganz spezielle Würze gegeben mit einem Appenzeller Käserad, das wir von Freitagabend bis Montagmorgen fast komplett verputzen und selbstgemachten Grillwürsten, die sich pikant und aromatisch vom Einheitsbrei dessen abheben, was man in Supermärkten so kaufen kann. Dazu ein ganz fantastisches Bauernbrot und eine Kiste frischer Äpfel – mehr braucht es nicht, um die kulinarische Seite rundum zum Erfolg zu machen.
Das Zwischenergebnis wirkt eindeutig anregend auf die Segler, denn nachdem die Deutschen beide Wettfahrten des Vormittags gewonnen haben, steht es zwei zu zwei.
The last race will decide wer die David Ryder-Turner-Trophy gewinnt!
Die Thermik is fading out am Nachmittag, making the motoryacht waves even more horrid, stellenweise sogar unmöglich to move your boat forward. consequently, the last race is being shortened by the race committee. And there is only one protest announced, about an encounter at the leemark. while of all the protests announced in the morning am Ende keiner verhandelt wird, may this last one actually make a difference, denn jetzt steht es 3:2 für das deutsche Team.
Für die Siegerehrung im „Max und Moritz“ oberhalb von Kressbronn mit herrlichem Blick über den See und in die Alpen, bei regionalen Spezialitäten auf dem Teller wie Krautkrapfen, Maultaschen, Käsespätzle und Jägerschnitzel (don‘t believe the english menue translation of „Maultaschen“, this is no ravioli – you better try it out!) bleibt es deshalb spannend. Und dann geht die David Ryder-Turner Trophy, ein hübsches Buddelschiff on a stand made of exotic wood fragments collected by the donator of the trophy, bei einem Punktestand von 90:92 so knapp wie nie zuvor in der Geschichte des David Ryder-Turner Race – an das schottische Team. Nach gewonnenem Protest. Die deutschen Segler knabbern ein wenig an der Enttäuschung, spülen dann aber den Frust entschlossen mit ein paar Schlucken Bier hinunter und erweisen sich als as good sportsmen as they are sailors. Und wenn wir nach all the fun and the excitement we had racing on ‚Loch Boden‘ and all the detailed plans hatched out there and then for the next David Ryder-Turner Trophy on Gare Loch nicht nächstes Jahr tatsächlich nach Schottland fahren, then we really must be with the Klammerbeutel gepudert!
Danke an den Freundeskreis klassischer Yachten und die Kressbronner Segler für die großartige und gastfreundliche Organisation!
Danke, lieber Stefan Züst, für die herzhafte Unterstützung von Frühstücksbuffet und Mittagspausen, der Käse, das Trockenfleisch und die Würste waren ein echter Knaller bei allen Mahlzeiten!
Und last but not least danke an alle Crews für die bereichernden Begegnungen und den guten Sportsgeist das ganze Wochenende über!
Erika Beyerle
GER 220 „Bacchus“